Fra­gen & Ant­wor­ten – Ver­än­der­te Arbeits­welt durch Corona-Pandemie

Veröffentlicht am 01.10.2020
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7 Fra­gen und Ant­wor­ten zum The­ma Arbeitswelten

Die lang­fris­ti­gen, stra­te­gi­schen Kon­se­quen­zen der Ver­än­de­run­gen der Arbeits­welt wer­den nicht nur für Unter­neh­men, son­dern auch für die gesam­te Gesell­schaft zu wenig dis­ku­tiert. Häu­fig erge­ben sich neue Fra­gen rund um die­ses The­ma, die jedoch oft nicht ange­spro­chen oder gestellt werden.

Unab­hän­gig von der aktu­el­len Not­wen­dig­keit von Home Office, durch die Pan­de­mie, haben wir bei Con­tas schon seh viel län­ger immer wie­der dar­auf auf­merk­sam gemacht, dass Arbeits- und Lebens­wel­ten nicht getrennt betrach­tet wer­den kön­nen. Wir gin­gen und gehen sogar noch einen Schritt wei­ter und behaup­ten: Arbeitswelt(en) = Lebenswelt(en)! In eini­gen Blog­bei­trä­gen aus der Zeit vor der Coro­na Pan­de­mie, kön­nen Sie mehr zu die­ser The­ma­tik erfahren.

Wir wol­len Ihnen im fol­gen­den auf ein paar Ihrer Fra­gen Ant­wort geben und Ihnen und Ihrem Team mög­li­che Wege und Lösungs­an­sät­ze für neue Arbeits­wel­ten aufzeigen.

1. Wie sieht die neue Arbeits­or­ga­ni­sa­ti­on in der Zukunft aus? 

Die­se inter­es­san­te Fra­ge lässt sich nicht pau­schal für alle Beschäf­tig­ten gleich beant­wor­ten. Arbeit wird in Zukunft, je nach Auf­ga­ben­be­reich, sehr unter­schied­lich aus­se­hen. In der Indus­trie wird sich z.B. für die Mit­ar­bei­te­rin an der Mon­ta­ge­li­nie nicht so viel ändern. Hier wird wei­ter­hin Prä­senz gefragt sein und auch die Arbeit wird sich wei­ter­hin hin­sicht­lich der zeit­li­chen Tak­tung stark nach der Pro­duk­ti­on rich­ten. Den­noch wer­den wir selbst in die­sen Berei­chen star­ke Fle­xi­bi­li­sie­rungs­ten­den­zen beob­ach­ten können.

Für vie­le ande­re „Büro­tä­tig­kei­ten“ wird man in Zukunft auf ergeb­nis­ori­en­tier­te­re Steue­rung set­zen. Wann und wo eine Arbeits­auf­ga­be erle­digt wird, wird immer unwich­ti­ger und dem­nach von den Mitarbeiter*innen frei wähl­bar sein. Zumin­dest dann, wenn dies recht­zei­tig und in aus­rei­chen­der Qua­li­tät geschieht. Je mehr unse­re Arbeits­auf­ga­ben aber Schnitt­stel­len zu ande­ren Auf­ga­ben haben, des­to kom­ple­xer wird die Abstim­mung. Hier kön­nen dann jedoch unter­stüt­zen­de Soft­ware­lö­sun­gen helfen.

Quel­le: Eige­ne Text­be­ar­bei­tung, Free Image von https://​uns​plash​.com

2. Wie kann man Home­of­fice und Arbeits­schutz zusammenbringen?

Der Situa­ti­on geschul­det, dass von heu­te auf mor­gen vie­le Mit­ar­bei­ten­de durch Coro­na ins Home­of­fice geschickt wur­den, ist das The­ma Arbeits­schutz bis­her zu kurz gekom­men. Auch wenn es durch Covid 19 in eini­gen Berei­chen still gewor­den ist, hat das Arbeits­schutz­ge­setz mit all sei­nen zusätz­li­chen Ver­ord­nun­gen kei­ne Ver­schnauf­pau­se ein­ge­legt und gilt weiterhin.

Doch Nur ein klei­ner Teil von Mit­ar­bei­ten­den hat­te Zugriff auf einen vor­ab ein­ge­rich­te­ten Tele­ar­beits­platz, der allen Maß­ga­ben der Arbeits­stät­ten­ver­ord­nung und des Arbeits­schutz­ge­set­zes gerecht wird. Wenn Unter­neh­men nun das The­ma Home­of­fice unter dem Label „Smart Work“ oder „Mobi­le Work“ vor­an­trei­ben und Büro­flä­chen im gro­ßen Stil abbau­en, müs­sen all die­se The­men aber mit­ge­dacht wer­den. Mitarbeiter*innen wer­den zuhau­se lang­fris­tig nur dann pro­duk­tiv sein, wenn sie dort in allen Belan­gen gut aus­ge­stat­te­te Arbeits­plät­ze zur Ver­fü­gung haben. Es muss im Inter­es­se der Unter­neh­men sein, die Mit­ar­bei­ten­den dabei finan­zi­ell zu unter­stüt­zen. Räum­lich wird dies nicht immer gehen, dann kom­men Kon­zep­te wie dezen­tra­le­re Co-Working-Arbeits­plät­ze in Frage.


Exkurs: Arbeits­schutz­ge­setz

Bei­spie­le für Verordnungen

Das Arbeits­schutz­ge­setz wur­de auf Grund­la­ge von EU-Richt­li­ni­en zum Arbeits­schutz umge­setzt. In Kraft getre­ten ist das der­zei­ti­ge Arbeits­schutz­ge­setz (ArbSchG) in Deutsch­land am 21. August 1996. Das Gesetz zum Arbeits­schutz in Deutsch­land bil­det die recht­li­che Grund­la­ge für den Arbeits­schutz. In die­sem sind alle Maß­nah­men zusam­men­ge­fasst, um die Beschäf­tig­ten vor arbeits­be­ding­ten Gesund­heits- und Sicher­heits­ge­fähr­dun­gen zu schüt­zen. Dar­über hin­aus hat der Arbeits­schutz das Ziel, die Arbeit men­schen­ge­recht zu gestalten.

Durch das Arbeits­schutz­ge­setz wird der Arbeit­ge­ber dazu ver­pflich­tet, Gesund­heits­ge­fähr­dun­gen am Arbeits­platz zu beur­tei­len und über not­wen­di­ge Schutz­maß­nah­men zu ent­schei­den. In regel­mä­ßi­gen Abstän­den muss der Arbeit­ge­ber die Beschäf­tig­ten zum Arbeits­schutz beleh­ren. Des Wei­te­ren muss er laut ArbSchG Vor­keh­run­gen für beson­ders gefähr­li­che Arbeits­be­rei­che und Arbeits­si­tua­tio­nen treffen.

Neben dem Gesetz gibt es eini­ge Ver­ord­nun­gen. Im Gegen­satz zu Geset­zen wer­den Ver­ord­nun­gen von der aus­füh­ren­den Gewalt, durch die Ver­wal­tung, erlas­sen. Die Grund­la­ge für eine Ver­ord­nung ist eine durch ein förm­li­ches Gesetz erteil­te Ermäch­ti­gung. Bei­spie­le für ent­spre­chen­de Verordnungen:


3. Wie kann die Tren­nung zwi­schen Arbeit und Frei­zeit im Home­of­fice erhal­ten werden?

Für uns ist die Arbeits­welt ein Teil der Lebens­welt Das heißt man darf die bei­den Wel­ten nicht getrennt von­ein­an­der betrach­ten. Das heißt jedoch nicht, das man Arbeit und Frei­zeit nicht von ein­an­der tren­nen darf/​soll/​kann! Im Gegen­teil. Wir wis­sen aus der For­schung seit lan­gem, dass Men­schen unter­schied­li­che Seg­men­ta­ti­ons­prä­fe­ren­zen haben. Es gibt die Inte­grie­rer, die wol­len Arbeit und Frei­zeit gar nicht fix tren­nen, son­dern kom­men mit Über­lap­pun­gen gut zurecht. Die­je­ni­gen aber, die Arbeit und Frei­zeit strikt tren­nen wol­len, haben durch das Home­of­fice zunächst ein Pro­blem. Die Arbeit ist meist sicht­bar und immer in der Nähe. Soweit es eben nur geht, soll­te man hier Tren­nun­gen her­bei­füh­ren: Die Arbeit, wenn vor­han­den, in ein rei­nes Arbeits­zim­mer aus­la­gern, sich selbst kla­re Arbeits­zei­ten geben, mobi­le Gerä­te wegen der Erreich­bar­keit nach der erle­dig­ten Arbeit aus­schal­ten und aus dem Weg räu­men, Pau­sen als Erho­lung von der Arbeit gestal­ten, usw.

4. Wie sieht Füh­rung künf­tig aus und was muss sich ändern? 

Vie­le Füh­rungs­kräf­te haben auch schon bis­her ver­teil­te Teams geführt, ohne die­se per­ma­nent zu sehen. Schon vor zehn Jah­ren setz­ten zwei Drit­tel der inter­na­tio­na­len Unter­neh­men vir­tu­el­le Teams ein. Für ande­re Füh­rungs­kräf­te ist dies aber neu. Ins­ge­samt wird also das The­ma „Füh­rung aus Distanz“ deut­lich wich­ti­ger. Füh­rungs­kräf­te soll­ten dar­auf ach­ten, dass sich ihre Mitarbeiter*innen auch im vir­tu­el­len Raum gleich­be­rech­tigt füh­len, dass die Ziel­set­zung von Anfang an klar ist, dass eine posi­ti­ve Atmo­sphä­re herrscht und Ver­trau­en auf­ge­baut wird. Es ist auch dar­auf zu ach­ten, dass bei den Mit­ar­bei­ten­den aus­rei­chen­de Tech­nik­kom­pe­ten­zen und ‑affi­ni­tä­ten vor­lie­gen. Aus der For­schung wis­sen wir zudem, dass nach Pha­sen der rei­nen „Remo­te-Kom­mu­ni­ka­ti­on“ auch wie­der Face-to-Face-Tref­fen und Kon­flikt­lö­sun­gen not­wen­dig sind, um die Effek­ti­vi­tät von vir­tu­el­len Teams zu stei­gern. Eini­ge Forscher*innen gehen davon aus, dass Füh­rung aus Distanz „inspi­rie­ren­de“ Füh­rungs­kräf­te benötigt.

5. Was sind die Vor­tei­le von Home Office?

Vor­tei­le erge­ben sich auf bei­den Sei­ten, beim Unter­neh­men und bei den Mit­ar­bei­ten­den. Unter­neh­men pro­fi­tie­ren durch die Ein­spa­rung von Büro­ar­beits­plät­zen, durch die teils höhe­re Pro­duk­ti­vi­tät von Mit­ar­bei­ten­den und dadurch, dass sie mit dem Ange­bot von Home­of­fice als attrak­ti­ver Arbeit­ge­ber wahr­ge­nom­men wer­den. Mit­ar­bei­ten­de kön­nen durch das Home­of­fice Pri­vat- und Berufs­le­ben meist bes­ser ver­ein­ba­ren und spa­ren sich ins­be­son­de­re die täg­li­chen Pen­del­zei­ten in die Arbeit.

Nicht alle Arbeits­grup­pen und Beschäf­tig­te pro­fi­tiert glei­cher­ma­ßen von der neu­en digi­ta­le­ren Arbeits­wei­se. Vor allem bes­ser­ver­die­nen­de Mit­ar­bei­ten­de mit unstruk­tu­rier­ten und krea­ti­ven Tätig­kei­ten, die dadurch hohe Frei­heits­gra­de erlan­gen und ihre Arbeit zeit­lich und ört­lich hoch fle­xi­bel erle­di­gen kön­nen, ohne dabei über­wacht zu wer­den, und die auf­grund ihres Ein­kom­mens eine ent­spre­chen­de Infra­struk­tur für das digi­ta­le Arbei­ten her­stel­len kön­nen pro­fi­tie­ren in der Regel am meis­ten. Dar­an sieht man aber lei­der auch, dass Home­of­fice auch wei­ter für vie­le ande­re Berufs­grup­pen (z.B. indus­tri­el­le Fer­ti­gung, per­so­nen­be­zo­ge­ne Dienst­leis­tun­gen) nicht mög­lich sein wird. Es zeich­net sich hier eine gewis­se Zwei­tei­lung der Arbeits­ge­sell­schaft ab, womit wir bereits zur nächs­ten Fra­ge nach den Nach­tei­len im Home Office kommen.

6. Was sind die Nach­tei­le von Home Office?

In den aktu­el­len Stu­di­en sehen wir, dass der grö­ße­re Teil der Mit­ar­bei­ten­den mit Home­of­fice zufrie­den ist. Trotz­dem müs­sen wir die Nach­tei­le und Her­aus­for­de­run­gen im Blick behal­ten. Eine Gefahr ist die sozia­le Iso­la­ti­on, die Mit­ar­bei­ten­de ver­spü­ren können.

Arbeit ist ein zen­tra­ler sinn­stif­ten­der Teil des Lebens und Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen sind wich­ti­ge sozia­le Bezugs­punk­te für vie­le Men­schen. Aus dem Home­of­fice fällt aber gera­de der infor­mel­le, sozia­le Kon­takt schwer. Zudem gibt es Mit­ar­bei­ten­de, für die das Home­of­fice sehr belas­tend ist, da die räum­li­che Infra­struk­tur nicht gege­ben oder auch die tech­ni­sche Aus­stat­tung unzu­rei­chend ist. Je nach Art der Auf­ga­ben, die man zu bewäl­ti­gen hat, wird es auch im Home­of­fice schwe­rer sein, Füh­rungs­kräf­te von der eige­nen Leis­tung zu überzeugen.
Ande­re Mit­ar­bei­ten­de wer­den dage­gen über Soft­ware­lö­sun­gen klein­tei­lig leis­tungs­über­wacht, es kommt zu einem soge­nann­ten digi­ta­len Tay­lo­ris­mus, der lang­fris­tig nicht moti­vie­rend sein wird.

Ein wei­te­rer Nach­teil ist die bereits erwähn­te Zwei­tei­lung der Arbeits­ge­sell­schaft, die durch Home Office ent­ste­hen kann. Weil die Mach­bar­keit und schließ­lich auch die Umset­zung sehr stark von Arbeit, Berufs­grup­pe, Unter­neh­men, Arbeitgeber*in und auch von den jewei­li­gen Füh­rungs­kräf­ten abhän­gig ist und in vie­len Berufs­grup­pen sogar gar nicht erst mög­lich ist. Für die­ses Pro­blem der Zwei­tei­lung der Arbeits­ge­sell­schaft müs­sen wir alle und die Poli­tik nach Lösun­gen suchen.

7. Wird es ein Zurück zur Prä­senz­kul­tur geben oder wird Arbei­ten aus dem Home­of­fice zur neu­en Normalität?

Home­of­fice wird nicht mehr als Aus­nah­me emp­fun­den wer­den und somit Teil einer neu­en Nor­ma­li­tät. Wir wer­den aber gleich­zei­ti­ge ande­re Arbeits­kon­zep­te, wie z.B. Co-Working-Spaces, sehen, und auch die Rück­kehr in das Büro und an ande­re Arbeits­stät­ten wird par­al­lel statt­fin­den, denn ganz auf per­sön­li­chen Aus­tausch wer­den wir nicht ver­zich­ten kön­nen. Die Arbeits­welt wird somit noch etwas dif­fe­ren­zier­ter aus­se­hen als bis­her. Man könn­te auch dar­über spe­ku­lie­ren, dass es in eini­gen Berufs­fel­dern immer weni­ger Ange­stell­te gibt, son­dern statt­des­sen die Arbeit von Solo-Selbst­stän­di­gen erle­digt wird.
Denn das Zuge­hö­rig­keits­ge­fühl zum Unter­neh­men wird durch Home­of­fice schlei­chend abgebaut.

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