Unsere Nationalelf hat bei der WM „einen unglaublichen Teamspirit und unheimliche Willenskraft entwickelt“, sagt Bundestrainer Löw im Rückblick auf das Sommermärchen 2014.
Hans-Dieter Hermann, Mannschaftpsychologe der Deutschen Nationalmannschaft, hat keinen unwesentlichen Anteil an der Schaffung des Höchstleisungsteams. Seine eigene Rolle definiert er so: „Ich bin nicht der, der im Hintergrund auf der Lauer liegt und zuschlägt, wenn jemand die Gabel falsch hält“. Stattdessen führe er mit Fokus auf Regelmäßigkeit, Freiwilligkeit und Vertrauen Einzelbesprechungen, Meetings und Trainings neben dem regulären ‚Daily Business‘ der Spieler. Entscheidend für seine Arbeit sei, dass alle Maßnahmen dazu führen, dass der Kopf der Spieler die Leistung auf dem Platz unterstützt und nicht behindert. Erklären tue er dabei gar nichts, die Spieler müssten selbst zu ihren Erkenntnissen gelangen. Seine größte Herausforderung sieht der Diplompsychologe vorallem aber darin, Zeit zu haben, die die Spieler brauchten, um Eindrücke zu reflektieren, Niederlagen zu verarbeiten, aber auch große Siege. Denn nichts sei riskanter, als nach dem großen Sieg keine neuen Ziele zu definieren, sei es nun für den Fußball oder privat, und in ein Motivationsloch zu fallen.
Aus den Erfahrungen des Mannschaftspsychologen der Nationalelf lässt sich vieles für das erfolgreiche Teambuilding im Unternehmen lernen. Hermann erklärt den Erfolg unserer WM Sieger mit 9 Faktoren für gewinnende Höchleistungsteams:
[learn_more caption=„1. Die Mannschaft zählt: “] Die Nationalelf wurde von Anfang an nicht nur nach Leistung, sondern auch nach mentalen Gesichtspunkten zusammengestellt. Denn für die spätere optimale Teamperformance ist die richtige Zusammenstellung entscheidend.[/learn_more]
[learn_more caption=„2. Nur kein Neid: “] Akteure, die sich untereinander bekriegen und Konkurrenzkämpfe ausfechten, konzentrieren sich nicht auf das Wesentliche und untergraben den Leistungsgedanken der Gruppe. Als Basis des Erfolgs definiert Hermann daher, dass die jungen Männer „neidfrei“ waren.[/learn_more]
[learn_more caption=„3. Alle sind wichtig:“] Neben den aktiven Stammspielern kam den Gruppenmitgliedern, die nicht fortwährend gebraucht wurden, eine besondere Aufmerksamkeit zu. Ersatzspieler dürfen nicht verloren gehen und müssen jederzeit einsatzbereit bleiben. Gleichzeitig muss die aktive Gruppe den Grundsatz verinnerlichen, dass die stille Reserve entscheidend ist für das Gesamtprojekt.[/learn_more]
[learn_more caption=„4. Bewegung zulassen:“] Die Quartiers im Campo Bahia wurden auf sehr unterschiedliche Spieler aufgeteilt: Führungsspieler mit Neulingen, Bankdrücker mit Stammakteuren. Nur so entstand eine besondere positive Atmosphäre zwischen den wachsenden Cliquen.[/learn_more]
[learn_more caption=„5. Spannung aufbauen:“] Nicht mentaler Druck, sondern eine optimistische Grundstimmung sorgen für die notwendige Spannung, die zu Hochleistung führt. Entscheidend ist der feste Glaube an das gute Ergebnis.[/learn_more]
[learn_more caption=„6. Ausflüge mit Sinn, aber 7. auf das Ziel fokussiert: “] Manchmal muss eine Mannschaft den gewohnten Rahmen verlassen, um einen starken Teamgeist zu entfachen. Die Nationalmannschaft tat dies mit einem Segeltörn. Teambuilding darf dabei kein Selbstzweck sein, die Gruppe muss den Blick auf die gemeinsam zu bewältigende Aufgabe aufrecht erhalten. Das Klima einer Mannschaft ist fundamental von guten Arbeitsresultaten und Spielergebnissen abhängig.[/learn_more]
[learn_more caption=„8. Im Gespräch bleiben: “] Damit die Gruppe leicht zusammenfindet, ist eine offene Kommunikation von besonderer Bedeutung. Personen, die sich in eine Schmollecke zurückziehen, gehen der Gruppe als Antrieb verloren. Es gilt daher, keine Außenseiter zu produzieren. [/learn_more]
[learn_more caption=„9. Vertrauen fördern:“] Die gelungene Teamzusammenstellung funktioniert dann erfolgreich, wenn die Mannschaft sich einschwört und das notwendige Vertrauen für einen offenen, ehrlichen Austausch aufbaut. [/learn_more]
Link-Tipps:
Artikel, FOCUS: Bezaubernde Eigendynamik, Axel Wolfsgruber, 21.07.2014, Ausgabe 30⁄2014
Artikel, ZEIT ONLINE: Der Kopf-Coach, Cathrin Gilbert, 27.06.2013, Ausgabe 26⁄2013
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